Mrz 28, 2015 - Verfasst von Aniba
*Nerv, Gedanken, Krümelkeks, wir    2 Comments

Vom große Schwester sein – Findungsphase

Die Maus ist heute 4 Jahre, 8 Monate, 2 Wochen und  6 Tage alt.

Die Maus wünschte sich schon sehr lange ein Geschwisterchen, am liebsten eine Schwester. Damit liegt sie uns seit 2 Jahren in den Ohren. Das es nun ein Bruder geworden ist, war nach kurzer Zeit aber auch okay. In den letzten Wochen meiner Schwangerschaft war sie wenig zickig und hat deutlich weniger rebelliert, als in den Monaten vorher. Mit dem Tag der Geburt war das anders. Da ich mit dem Baby quasi ans Bett gefesselt war und der Mann viel für mich tun musste, fühlte sie sich ein wenig „vogelfrei“ und wollte entscheiden was sie tut und lässt – ganz egal was wir sagen. Dank des Schlafmangels der ersten Tage und nach der nächtlichen Geburt waren wir eh schon nervlich etwas angeschlagen – also schlechte Kombination. Sie nutzte also die folgenden Tage um möglichst viel gegen uns zu rebellieren, genau das Gegenteil von dem zu machen was wir wollten und gezielt laut zu brüllen, trampeln oder ähnliches wenn sie in der Nähe von mir oder dem Baby war. Sie brachte sich sogar selbst in Gefahr in dem sie uns bei Abholen vom Kindergarten ausbüchste und den Weg heim nicht fand.
Dabei war es egal, dass der Mann sich mehrfach stundenweise Zeit nahm um mit ihr zu spielen. Sie zickte, von morgens bis abends. Schrie plötzlich wegen allem und jeder Kleinigkeit wie am Spieß und knurrte uns an, wenn wir ihr was sagten, was ihr gerade nicht gepasst hat.

Noch schlimmer war es, wenn andere Leute da waren, die ihren Bruder angucken wollten. Dann drängte sie sich gezielt in den Mittelpunkt oder wurde unhöflich zu den Leuten. Klarer Fall: Immerhin wurde sie vom Thron gestoßen und stand nun nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses. Es nahm und nimmt sie mit ohne das sie betiteln kann, wo ihr Problem liegt. Ihre Wut und das Wutmonster richtet sich dabei gezielt gegen uns und nur ganz vereinzelt auch gegen den Kleinen. Sie hält ihm da mal etwas doller am Arm fest, zieht am Bein oder drückt auf der Nase rum. Das Ganze haben wir uns 3-4 Wochen angesehen und ihr Zeit gelassen. Dann hatten wir ein Entwicklungsgespräch im Kindergarten und erfuhren, dass sie dort gegen jede Autorität genauso rebelliert und ihre Wut auslässt.

Reden nutzt bei ihr nicht viel, sie ist ein Dickkopf und will auch nicht verstehen, dass sie sich schöne Dinge wie Ausflüge, Leckereien damit versaut. Fernsehverbot, Süßigkeitenverbot oder ähnliches androhen – ist ihr egal. Bekommt sie die Verbote dann, schreit und brüllt sie erst recht. Ich verstehe sie ja, es ist nicht einfach und sie muss bei vielen Sachen jetzt teilen – UNS teilen. Das ist sicher alles schwer zu akzeptieren, aber das so gar kein Weg oder Einigung möglich ist/war, macht es nur noch schwieriger. Seit 5 Wochen stehe ich täglich auf und hoffe drauf das heute ein guter Tag ist und sie nicht zickt und einen Terrortag einläutet. Bereits beim Aufstehen zeigt sich, ob sie gut drauf ist oder auf Krawall gebürstet. Bei letzterem fängt sie schon vorm Aufstehen an zu zicken. Anstrengend und der Grund für viele Tränen auf beiden Seiten – bei ihr und bei mir.

Sie liebt den Kleinen sehr, aber mit der neuen Situation kommt sie schwer klar und wir hatten oft schlechte Tage in den letzten Wochen. Seit 2 Wochen haben wir nun eine Wutmonster“tabelle“, die uns für die nächsten 6 Wochen begleiten soll. Jede Woche hat sie Zeit um guten Willen zu beweisen und einen Bonus zum Ende der Woche zu ergattern. Für jeden wutfreien Tag gibt es ein Kreuz in der Tabelle. Die erste Woche hieß das 4 von 7 Tagen ohne Wutmonster. Sie hat es leider nicht geschafft. Die zweite Woche versuchten wir das gleiche nochmal. Diesmal schaffte sie es mit viel biegen und brechen gerade so. Daher waren wir heute alle zusammen Eis essen. Nächste Woche muss sie erneut 4 von 7 Tagen schaffen, damit wir in den Zirkus gehen. Danach steigern wir auf 5 Tage und so weiter. Es fällt ihr an manchen Tagen schwer, aber sie bemüht sich endlich mal nicht immer gleich wegen Kleinigkeiten auszuticken. Es wird langsam wieder harmonischer.Wir hoffen darauf, dass es auch nach den 6 Wochen wieder normal funktioniert ohne Aussicht auf einen Bonus. Bisher haben wir bei anderen Problemen damit gute Erfahrung gemacht.

Parallel arbeiten auch wir an uns, versuchen weniger „Ich kann jetzt nicht..“ , „Ich muss erst das und das machen..“ etc zu sagen und auch nicht bei allem zu schimpfen, sondern gezielter zu erklären, wo das Problem liegt. Wir müssen uns mehr vor Augen halten, das sie auch „erst“ 4, also noch ziemlich klein ist. Weniger Konfrontation, mehr Harmonie ist das Ziel. Wichtig ist uns dabei auch, dass sie Dinge wie Zirkus, Exklusivzeit mit einem Elternteil, Kino etc auch als was Schönes besonderes ansieht und nicht als Selbstverständlichkeit. Ich freue mich sehr, dass wir ihr Dinge wie Theater, Musical und Kino bieten können. Ich zeige ihr gerne die Welt und gönne uns was. Ich mag es aber nicht, dass sie es als selbstverständlich betrachtet und meint machen zu können was sie will ohne Rücksicht auf andere. Erziehung ist wirklich nicht einfach. Warten wir mal ab..wie die nächsten Wochen laufen. Ich habe den Eindruck, dass sie langsam beginnt zu verstehen und zu reflektieren.

 

2 Comments

  • Das ist aber schon mal ein Lichtblick, dass das zu helfen scheint.

  • Ja, das ist es wirklich…

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